Wäre es nicht langweilig, wenn jeder das gleiche Bild von dieser Welt malen würde? Unsere Welt ist bunt und vielfältig – und das ist gut so! Diese Sicht auf die persönliche Lebenswelt eint die Ehrenamtlichen von Svijet u Slikama in ihrer Hilfe für förderbedürftige Kinder in Zenica. So heißt der Vereinsname in Deutsch übersetzt auch Welt in Bildern. Das Vielfalt bereichert ist eine in Bosnien und Herzegowina nicht alltägliche Sicht, wenn es um Menschen mit Entwicklungsstörungen des Autismus-Spektrums geht. Tradierte Weltbilder, mangelnde Aufklärung und schlicht fehlende staatliche und private Mittel für zielgerichtete Hilfen sind eine große Herausforderung für Autistinnen und Autisten sowie ihre Familien. Gerade betroffene Kinder haben daher wenig gesellschaftliche Präsenz, eine negative Grundlage mangelnder Akzeptanz und Unterstützung.

Dabei kann das vielschichtige Spektrum des Autismus große Vielfalt in die Gemeinschaft bringen. Schon heute stellen einige Unternehmen in Deutschland etwa Autistinnen und Autisten für Aufgaben ein, wo sogenannte Inselbegabungen besondere Fähigkeiten hervorbringen. Auch kann gelungene Inklusion in Kitas und Schulen Kindern in Toleranz und Nächstenliebe lehren. Frühkindliche Förderung ist daher eine besonders wichtige Aufgabe von Staat und Gesellschaft. Doch insbesondere den Kleinsten sind Chancen auf künftige Teilhabe in Bosnien und Herzegowina noch vielfach verwehrt. Hier gibt es kaum Förderung für beeinträchtige Kinder, die Bildungseinrichtungen sind darauf nicht eingestellt. 

Bei Autismus spricht man gemeinhin nicht von einer klassischen Krankheit, zu vielfältig sind die Auswirkungen auf Körper und Geist. Es fehlt damit auch die Möglichkeit des Heilens. Therapie-Angebote bei SUS setzen daher nicht auf Ursachenforschung. Vielmehr arbeiten die Therapeuten daran, die Potenziale der Mädchen und Jungen bestmöglich zu entwickeln. Das hilft den Kindern mit ihren Defiziten bestmöglich umzugehen oder sie gar optimal zu nutzen

 Einige der Betroffenen werden die Chance haben, später ein eigenständiges Leben führen zu können. Die Ausprägungen ihres Autismus lässt dies zu. Die meisten in der Einrichtung werden jedoch immer auf Hilfe angewiesen sein. Bei SUS entscheidet sich, wie selbstbestimmt Kinder künftig als Erwachsene ohne Unterstützung leben können. 

Die konzentrierte Therapie-Arbeit in den Räumen der Einrichtung möchte SUS um mehr intuitiv erlebbare Outdoor-Aktivitäten ergänzen. Das Therapeutische Reiten soll den an frühkindlichem Autismus leidenden Kindern neue Erfahrungshorizonte eröffnen. Es spricht ganzheitlich alle Sinne der Kinder an und fördert deren Körperwahrnehmung sowie die emotionale Ebene. Zudem verfolgt SUS mit den Angeboten außerhalb der Räumlichkeiten das Ziel, das Thema Autismus in die Gesellschaft zu bringen. 

Am 2. April jeden Jahres machen von Autismus Betroffene, deren Angehörige und Freundinnen und Freunde auf den schwierigen Alltag mit den komplexen Störungen des Autismus-Spektrums bunt und vielfältig aufmerksam. Das ist Aufklärungsarbeit im besten Sinne. Sie hilft gesellschaftliche Vorbehalte abzubauen, vernetzt Helferinnen und Helfer und übt positiven Druck auf die staatlichen Institutionen aus, endlich aktiv zu werden.

Svijet u Slikama ist die kleine, wirkungsvolle gemeinnützige Organisation in Bosnien und Herzegowina für Kinder mit Störungen aus dem Autismus-Spektrum. Sie wurde von sechs jungen und engagierten Lehrerinnen und Lehrern rund um die heutige Vorständin Dzermanina Alispahic im Jahr 2012 gegründet. Übersetzt heißt Svijet u Slikama „Welt in Bildern“. Das Team setzt sich derzeit aus 11 Therapeutinnen und Therapeuten zusammen, die an allen Werktagen der Woche für die Betroffene da sind.

Die Gründungsmitglieder von Welt in Bildern berichten immer wieder, wie fröhlich und selbstbewusst sie die Menschen in Bosnien und Herzegowina erleben. In einem Land, wo aus Armut illegal Bäume zum Heizen gefällt werden oder Städte wie Zenica regelmäßig im Smog verschwinden. Es sind subjektive und doch motivierende Beschreibungen aus den direkten Gesprächen und Hilfsaktionen. Die Bosnier nähmen ihr Leben selbst in die Hand, soweit es die Rahmenbedingungen zulassen. Auch das Bildungswesen wird als sehr gut empfunden. Teils entdecken Unternehmen in Deutschland gerade erst das Potenzial vor Ort Fachkräfte zu gewinnen. Auch das kulturelle Leben scheint sehr bereichernd zu sein. Die Menschen mögen es, zusammenzukommen.

Neben der motivierenden Arbeit von SUS sind es auch diese Eindrücke, die die Mitwirkenden bei Welt in Bildern an das gesellschaftliche Potenzial glaubebn lässt, mit Autistinnen und Autisten künftig gleichberechtitgt in Gemeinschaft leben zu wollen.